Grevenbroicher Sportgeschichte(n)

Ehrenmitglieder werben für den Kanusport


Siegerehrung Wildwasser-Weltmeisterschaften Meran 1971 (von links): Auf der Passer sicherte sich das deutsche C1-Team mit Wolfgang Jogwer, Bernd Heinemann und Walter Gehlen den WM-Titel in der Mannschaftswertung.

Die Wassersportler gehören zur Stadt Grevenbroich wie die Kühltürme, die Halde und die Erft. Seit mehr als 50 Jahren sind dort die Kanusportler aktiv. Und das mit Erfolg: Zu den Hochzeiten stellten die KCGler jeweils bis zu 15 Nationalmannschaftsstarter bei Welt- und Europameisterschaften. Während das Vereinsleben von 1965 bis 1990 vorwiegend von Hochleistungssport geprägt war, steht heute ausschließlich der Breitensport im Mittelpunkt.

Viele Namen machten den Kanu-Club Grevenbroich seinerzeit über die Stadt- und Landesgrenzen bekannt. Die KCG-Ehrenmitglieder Walter Gehlen und Heide Schröter werben aktuell für den Kanusport. Im Rahmen der Museums-Ausstellung „Grevenbroicher Sportgeschichte(n)“ stehen die beiden Akteure im Mittelpunkt.

Überwältigende Begrüßung nach WM-Erfolg in Spindlermühle 1967 (von links): Friedel Bohry, Heide Schröter und Walter Gehlen  lassen sich auf dem Weg zum Stadtempfang im Grevenbroicher Rathaus von unzähligen Sportbegeisterten feiern.

Die Ausstellung in der Villa Erckens macht noch bis zum 2. Juni 2019 die spannende Geschichte der Grevenbroicher Sportlandschaft erlebbar. Der Museumsbesuch kostet vier Euro, Kinder zahlen 1,50 Euro. Wer nicht die 53 Stufen bis ins Dachgeschoss zur Sonderausstellung zurücklegen möchte, für den gibt es einen Aufzug. Und auch für Rolli-Fahrer besteht die Möglichkeit, über einen Außenlift in das historische Gebäude zu gelangen.

1967 – eine Stadt feiert ihre Kanu-Weltmeister (von links): Friedel Bohry, Heide Schröter und Walter Gehlen.

Die Ausstellung versteht sich als Ausflug in die Vergangenheit. Sie wurde von Jürgen Larisch zusammengestellt. Der Wevelinghovener Sammler, der mit seiner Dokumentation keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, erzählt von den ersten Fahrradklubs der Jahrhundertwende. Er macht den Fußball, die Leichtathletik erlebbar und erinnert an die vielen Erfolge im Wassersport.

Olympia-Medaillen (von links): Die Grevenboicher Willi Baues – hier mit Nationalmannschaftstrainer Karel Knapp –  Reinhold „Fuzzy“ Kauder und Otto Schumacher holten 1972 auf  dem Augsburger Eiskanal Silber für Deutrschland.

Glanzpunkte in der Grevenbroicher Sportgeschichte sind zweifelsohne die olympischen Medaillen für den C1-Fahrer Reinhold Kauder und das C2-Team mit Otto Schumacher/Willi Baues. Sie überzeugten 1972 bei den Olympischen Spielen auf dem Augsburger Eiskanal jeweils mit Silber im Kanu-Slalom. An diese Erfolge kann lediglich Walter Gehlen anknüpfen. In seiner aktiven Zeit sammelte er allein 17 Deutsche Meistertitel. Gemeinsam mit C2-Partner Friedel Bohry gehörte Gehlen seit Anfang der 1960er Jahre zum Nationalkader des Deutschen Kanu-Verbandes. Bei seiner WM-Premiere 1963 auf der Lieser im österreichischen Spittal sicherte er sich in der C2-Mannschaft gemeinsam mit Friedel Bohry die Bronzemedaille. Als Mannschaftsweltmeister kehrten Gehlen/Bohry dann 1967 aus dem tschechischen Spindlermühle zurück. Auf der Isère behauptete sich Gehlen 1969 und auf der Passer bei Meran 1971 – beide Mal in der C1-Mannschaftswertung – erneut als Weltmeister. WM-Titel Nummer 4 gab’s dann 1973 für Walter Gehlen im schweizerischen Muotathal, als er mit Josef Schumacher (GV) und Bernd Heinemann (Hamburg) in der C1-Mannschaft an den Start ging.

Autokorso für drei Weltmeister (von links hinten): In einem Käfer-Cabrio wurden Friedel Bohry, Heide Schröter und Walter Gehlen zum Grevenbroicher Rathaus chauffiert.

Abgerundet wurde der Erfolg der Grevenbroicher Wildwasser-Kanuten von Heide Schröter. Sie machte 1967 mit einem Doppel-Sieg im Kajak-Einer und in der K1-Mannschaft das damalige Weltmeister-Trio aus der Schloss-Stadt komplett. Fotos von einem imposanten Empfang erinnern in der Sonderausstellung ebenso an ihre herausragenden Leistungen, wie das Original-WM-Boot – ein hellblauer Kajak mitsamt Holzpaddel.

Sonderausstellung: Im Grevenbroicher Museum  werden  aktuell  Sportgrößen aus den 1960er und 1970er Jahren vorgestellt. Als Hingucker  erinnert ein alter  Abfahrts-Kajak von Heide Schröter an ihre WM-Erfolge  von 1967.

Text/Fotos/Repros von Ruth Wiedner-Runo